September 2023

Fahhradtour zum historischen Moorhof in Augustendorf

Am Samstag, den 16. September trafen sich etliche Mitglieder des Kneippvereins an einer Tankstelle in der Zevener Straße in Bremervörde, um zu einer Fahrradtour zum historischen Moorhof nach Augustendorf zu radeln. Wie schon so oft, hatte Margarete auch dieses Mal die Tour geplant. Bei bestem Wetter starteten alle Teilnehmenden mit ihren Rädern pünktlich um 13.00 Uhr vom Treffpunkt aus. Viele der Teilnehmende waren mittlerweile mit ihren E-Bikes dabei. So konnte die ausgesuchte Fahrtstrecke zügig in Angriff genommen werden.

Die Gruppe fuhr von Bremervörde nach Bevern und von dort aus rüber nach Sandbostel. Zwischendurch gab es eine kurze Pause und dann radelte die Gruppe weiter von Sandbostel über Heinrichsdorf nach Augustendorf bei Gnarrenburg zum historischen Moorhof.

Am historischen Moorhof angekommen wurden die Radler bereits von einem Herrn des Heimatvereins Gnarrenburg e.V. erwartet. Er nahm die Fahrradgruppe in Empfang und begrüßte alle herzlich "op Platt", um den Nachmittag mit der Führung über die Hofstelle und den Nebengebäuden zu beginnen.

Der historische Moorhof und seine Nebengebäude liegen im Gnarrenburger Moor, am Rande des Teufelsmoores. Gekonnt schilderte der Herr vom Heimatverein immer noch op Platt die Entstehung der Anlage und die Besiedelung der Moorgegend, die im Jahr 1780 begann und im Jahr 1850 endete. Seitdem erzählt man sich auch so einige Geschichten zu dieser Hofstelle.

Nicht unerwähnt bleiben soll, dass zu damaliger Zeit einige der ältesten Moorbauern in Augustendorf beim königlichen Amt in Bremervörde vorgesprochen haben, um sich über die extrem harten Lebensbedingungen und vor allem hohen Abgaben zu beschweren, denn der Moorboden war fast nur zum Torfstechen und dem Verkauf von Brenntorf nutzbar. Da es kaum befestigte Wege gab, war der Abtransport des Brenntorfs mindestens genau so schwierig und beschwerlich, wie der Torfstich. Zum Oste-Hamme-Kanal war es ein weiter Weg. Das wurde erst anders, als der Moorkolonisator Jürgen Christian Findorff in die Umgebung des Teufelsmoores kam. Er wirkte in dieser Gegend von 1782 an bis zu seinem Tod am 31.Juli 1792. Findorff wurde 72 Jahre alt und wurde in Iselersheim beigesetzt. Jürgen Christian Findorff war zu seinen Lebzeiten am Bau des Oste-Hamme-Kanals (1769 – 1790)  und des Oste-Schwinge-Kanals (ab 1772) beteiligt. Jürgen Christian Findorff verstand es das Moor zu entwässern. Durch die neu entstandenen Moorentwässe-rungsgräben besserten sich bald die Lebensbedingungen der Moorbauern. Mit der Fertigstellung des Augustendorfers Schiffgrabens im Jahr 1852, der auch den Abtransport des Torfes über den Oste-Hamme-Kanal Richtung Bremervörde oder Bremen ermöglichte, konnte man sich neue Einnahmequellen erschließen.     

Anfangs lebte eine Familie, wie viele Moorbewohner, in einer niedrigen Moorkate, deren Reetdach üblicherweise bis zur Erde reichte. Später wurde ein reetgedecktes Wohnhaus errichtet und im Jahr 1899 vergrößert. 1903 kam ein Schuppen mit ca. 12m² Fläche hinzu, der im Laufe der Zeit als Schafschuppen diente.  In den 1920er Jahren wurden im Wohnhaus eine geräumige Küche und eine Waschküche eingerichtet. Das bis dahin übliche Flettfeuer zum Kochen und Räuchern wurde dann eingestellt. Heute ist das Wohnhaus mit seiner Einrichtung ein Museum.

Das Außengelände mit seiner Torfscheune, dem Ziehbrunnen und dem Steinbackofen waren bis zum Jahr 1985 dem Verfall preigegeben. Die dazugehörigen Ländereien waren verpachtet. Die Gemeinde Gnarrenburg erwarb dann die Hofstelle mit ihren 22.000m² Grundfläche im Jahr 1985. Von da an kümmerte sich der Heimatverein um die Hofstelle und restaurierte sie liebevoll und detailgetreu. Die Hofstelle ist heute ein Denkmal.

Der Heimatverein hat die Hofstelle mit einem neuen Ziehbrunnen, Göpel, Backofen, Bienenzaun Torfkahn und Torfstich ergänzt. Durch Fördermittel zur Dorferneuerung im Jahr 1999, wurde der Moorhof durch weitere Reliquien der damaligen Zeit ergänzt und weiter ausgebaut. 

Interessant anzusehen war auch der Torfstich, der deutlich die verschiedenen Schichten des Moores zeigt. So mancher Fahrteilnehmende erinnerte sich noch an seine eigene Kindheit und Jugend. Ganze Familien, Vater, Mutter, Kinder und andere Familienmitglieder  mussten beim Torfstechen und Torfringeln mithelfen, um den Brennstoff für Küche und Herd, sowie den Winter zu bevorraten. Der nasse Torf wurde dabei zu sog. Briketts abgestochen. Diese Briketts wurden versetzt geringelt, d.h. zu runden Mieten aufgeschichtet, wobei zwischen den Reihen und den einzelnen Briketts genügend Abstand gelassen werden musste, damit der Wind den Torf gut belüften und der Torf trocknen konnte. Torf war damals ein wichtiger Brennstoff zum Kochen und Heizen.

Der nachgebaute Moorkahn, der alte Stein-Backofen neben dem Hauptgebäude, der heute noch zum Backen für den Butterkuchen genutzt wird, ein Erdkeller und die Scheune mit all den alten Gerätschaften zeugen von der entbehrungsreichen Vergangenheit im Moor. Die liebevoll eingerichtete Küche und Wohnstube sowie die Schlafkammern zeigten der Gruppe unter welch einfachen Verhältnissen die Menschen damals lebten.

Nach der Führung war draußen eine lange Kaffeetafel für die Besuchenden gedeckt worden. Es gab leckeren Butterkuchen aus dem Steinbackofen und reichlich Kaffee. Die Gespräche untereinander gingen weiter und das schöne Wetter wurde von allen sehr genossen.

Mit zufriedenen Gesichtern fuhr die Gruppe nach dem Kaffeetrinken gegen 16.30h Richtung Heimat. Nach insgesamt 34 km Wegstrecke war die Gruppe gegen 17.30 Uhr ohne besondere Vorkommnisse in Bremervörde angekommen.

Margarete hatte sich wieder einmal sehr viel Mühe gemacht mit der Planung und Durchführung dieser Tour. Dafür bedankten sich alle Teilnehmenden sehr herzlich bei ihr und verabschiedeten sich mit den Worten: Wir freuen uns bereits auf das nächste Jahr. 

Nach einer Textvorlage von Brigitte Schmidt